Scheidgraben im Ried

Der Scheidgraben hat eine Länge von insgesamt 11 km und ist in weiten Teilen ein stehendes Gewässer ohne großes Gefälle, vergleichbar einem langgestrecken Teich. Früher floss der Neckar in seinem Bett und mündete bei Trebur in den Rhein. Diese alten Neckarschlingen sind immer noch gut erkennbar. Im Zeitraum 1294-1365 veränderte der Neckar in Folge von schweren Hochwassern sein Bett und mündete nun bei Mannheim in den Rhein, ein Seitenarm nahm weiter die Flüsse des Odenwaldes auf, verlandete aber mit der Zeit.  Ab ca. 1650 ist z.B. für die Weschnitz  der Durchbruch direkt zum Rhein nachgewiesen. Alle Odenwaldzuflüsse sind heute im Bereich der Oberrheinebene kanalisiert.

Anbei ein Schema der Fließgewässer im Ried, ganz unten im Bild der Scheidgraben:

(Bild kann durch anklicken vergrößert werden)

Schema der Fließgewässer im Ried
Schema der Fließgewässer, Quelle Wasserverband Schwarzbachgebiet-Ried

Der Scheidgraben ist zweigeteilt. Der nördliche Teil fließt Richtung Landgraben, bei Hochwasser drückt hier aber häufig auch der Landgraben Wasser hinein und der Scheidgraben ändert seine Fließrichtung. Der südliche Teil wird über den Verbindungsgraben von Abwässern der Kläranlage in Griesheim gespeist. Er dient als Vorfluter bis zum Schöpf-/Pumpwerk Goddelau und wird dort über den Riedkanal in den Altrhein entwässert.

 

Der dünne Strich in der Mitte stellt den Bereich des Scheidgrabens dar, der stark verlandet ist. Nachdem der Scheidgraben die Bahnlinie durchquert hat und an einer Pferdekoppel vorbeifließt, wird er zu einem kleinen Rinnsal und verläuft durch ein Schilfgebiet. Anbei zwei Fotos des Scheidgrabens in diesem Bereich, aufgenommen Oktober 2016.

Blick auf den Scheidgraben, Foto NABU GG
Kurz hinter Dornheimer Gemarkung, nach Passieren der Pferdekoppel, der Scheidgraben ist hier keine 10 cm tief
Scheidgraben fließt durchs Schilf, Foto NABU GG
Im Schilfgebiet auf Wolfskehlener Gemarkung

Bedeutung des Scheidgrabens als Entwässerungsgraben

 

Da der Scheidgraben im alten Neckarbett verläuft, besteht eine direkte Verbindung mit dem Grundwasser. Zudem entwässert er die umliegenden Wiesen und Feuchtgebiete. Der Scheidgraben fließt vom Schilfgebiet zwischen Dornheim und Wolfskehlen in zwei verschiedene Richtungen. Bei Hochwasser nimmt er Wasser auf, zum Teil auch aus dem Landgraben. Anbei eine Karte, die die überschwemmten Flächen des Hochwassers von 2001 zeigt (rot eingetragen sind die Wassergewinnungsanlagen). Der Scheidgraben ist deutlich angeschwollen und somit Teil der natürlichen Retentionsflächen.

Karte mit überschwemmten Flächen Frühjahr 2001
Überschwemmte Flächen im Frühjahr 2001, Quelle Wasserverband Schwarzbachgebiet-Ried

Wassergüte

 

Viele Gewässer im Ried weisen eine hohe organische Belastung auf, vor allem durch landwirtschaftlich bedingte Einträge. Angesichts der feuchten und anmoorigen Verhältnisse ist es der Stadt Groß-Gerau weitestgehend gelungen, auf ihrer Gemarkung die ackerbauliche Nutzung aus der Aue herauszubekommen. Anders sieht es hier auf Wolfskehlener Gemarkung aus. Außerdem gelangen bei starken Regenfällen immer mal wieder Fäkalien und Abwässer in den Scheidgraben, da das Groß-Gerauer Kanalnetz nicht alle Wassermengen bewältigen kann.

 

Während die bessere Eliminierung von Phospat und Nitrat durch die Kläranlagen im Gange ist, besteht weiterhin eine große Belastung mit schwer abbaubaren Stoffen wie Hormonen, Arzneimittelrückständen und PCB's. Hier würde nur eine zusätzliche Klärstufe Abhilfe schaffen, die aber zur Zeit durch Groß-Gerau als freiwillige Leistung nicht finanziert werden kann. Noch besser wären natürlich Maßnahmen, die das Entstehen dieser Stoffe reduzieren oder besser ganz vermeiden würden.

 

(Quellen: Wasserverband Schwarzbachgebiet Ried, Stellungnahme der Stadt GG zum Entwurf Bewirtschaftungsplan/Maßnahmenprogramm 2009, Artikel des Echos "Scheidgraben scheidet die Geister" vom 12.12.2012)

 

Weitere Informationen

 

Sehr schöne geologischen Karten des alten Neckarbettes und des oberrheinischen Grabens findet man auf der Homepage von Michael Göller: www.maguncia.de (bei den Karten unbedingt weiter nach unten scrollen)

 

Weitere historische Informationen zum Scheidgraben in der Anlage 1 (Neckar-Historie) auf der Homepage von  www.zukunft-gg.de