Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) in Groß-Gerau und Umgebung

Seit 2020 bietet der NABU im Kreis Groß-Gerau jungen Menschen die Möglichkeit, ein freiwilliges ökologisches Jahr zu absolvieren, um Erfahrungen zu sammeln, tatkräftig mitzuarbeiten und sich persönlich weiterzuentwickeln.

 

Was man beim NABU so alles im FÖJ erlebt, erzählt Malte weiter unten.

Auf den Link klicken, um zu den Berichten von Julia (FÖJ 2021/22) und Charline (FÖJ 2020/21) zu gelangen


FÖJ-Malte 2022/23

Hallo zusammen,

 

Ich bin Malte, 20 Jahre alt und komme aus Seligenstadt. Hier werde ich die nächsten 12 Monate regelmäßig von meinen Erfahrungen und Abenteuern, die ich während meines freiwilligen ökologischen Jahres (FÖJ) beim NABU Groß-Gerau und Umgebung sammeln und erleben darf, berichten.

Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen und erfahrt außerdem mehr über die ehrenamtliche Arbeit des NABU Groß-Gerau, seine Wirkungsbereiche und den NABU als Einsatzstelle meines FÖJ`s. :D

Ich, am 21.11 bei einem HR-Dreh zum Thema Winterfütterung von Vögeln.


Dezember und Januar, Die Ruhe vor dem Sturm.

Während der Wintermonate gönnt sich der Umweltschutz eine kleine Ruhepause, weshalb ich auch die Monate Dezember und Januar in einem Bericht zusammenfasse. Versteht mich nicht falsch. Es wird hinter den Kulissen noch immer viel ehrenamtliche, wichtige Arbeit geleistet, aber viele Umweltschutzmaßnahmen sind bei nasskaltem Wetter einfach nicht umsetzbar oder effektiv. Nichtdestotrotz konnte ich in den vergangenen zwei Monaten wieder viele Erfahrungen sammeln.

 

Anfang Dezember fand beispielsweise mein eintägiges FÖJ-Seminar zum Thema „Alternative Lebenskonzepte“ statt. Zwei Referentinnen teilten viele Erfahrungen ihrer ganz individuellen Erlebnisse und beantworteten unsere zahlreichen Fragen. Die erste Referentin wanderte vor einigen Jahren nach Portugal aus und lebt seitdem mit ihrer Familie auf einem selbst angelegten Grundstück eine Art „Selbstversorger-Lifestyle“.  Die zweite Referentin gab uns tiefe Einblicke in ihr „Leben auf vier Rädern“. Sie fährt seit vier Jahren mit einem selbst umgebauten Van durch Europa und bleibt immer da, wo es ihr gefällt gerade so lange, wie sie sich wohl fühlt.

 

Aber auch bei uns beim NABU gab es wieder Einiges zu erleben.  Das Thema „Wintervögel“ spielte beispielsweise eine große Rolle. So gehörte die Winterfütterung der Vögel in unserem Vogelschutzgebiet „Nasses Tal“ in Walldorf zu meinen Hauptaufgaben. Außerdem habe ich Mitte Januar eine Vogelwanderung (Birdwatching) für Jugendliche in Büttelborn organisiert. Als Experte holte ich Bernd Petri, Vorsitzender des NABU-Kreisverbands Groß-Gerau und Hobbyornithologe, ins Boot. Bei frostigen Temperaturen blieb der überwiegende Teil der Singvögel in ihren warmen Höhlen und uns zeigten sich hauptsächlich die Weißstörche der Büttelborner Bruchwiesen. Dafür boten sie uns ein umso spektakuläreres Schauspiel und ich erfuhr fast so viel Neues über unseren Wappenvogel, wie unsere Gäste.

 

Weißstorch in den Büttelborner Bruchwiesen

Im Home-Office beschäftigte ich mich zum ersten Mal so richtig damit, Videos zu schneiden.  Mit Videomaterial von Bernd Petri habe ich kurze Impressionen von einem Krähenschlafplatz bei Rüsselsheim, der Wildgänsezählung Mitte Dezember im Kreis Groß-Gerau und von der Vogelwanderung erstellt. Außerdem hatte ich das Vergnügen, mich mit dem sehr praktischen, jedoch mindestens genauso komplizierten Programm QGis zu beschäftigen, um Flächen und Bäume zu kartieren 😉 Mein aktuelles Home-Office Projekt ist es, die Medienpräsenz der BAG Weißstorchschutz zu verbessern, was mir ebenfalls sehr viel Spaß macht.

 

Ich freu mich auf den nächsten Monat beim NABU und hoffe, dass der Frühling so langsam seine Fühler in unsere Richtung ausstreckt, damit die Natur wieder zu neuem Leben erweckt wird und draußen wieder mehr zu tun ist. Bis zum nächsten Mal 😊


November, Viel Einsatz und Spaß.

Ab dem November wird's kalt haben sie gesagt, da gibt's weniger zu tun haben sie gesagt. Pustekuchen!
Der November begann nicht nur mit sommerlichen T-Shirt Wetter, sondern auch mit regelmäßigen Arbeitseinsätzen am Wochenende. Ich will aber gar nicht anfangen mich hier zu beschweren
😉
und euch lieber von meinen Erlebnissen erzählen.
Der erste Arbeitseinsatz war ein Erfolg auf ganzer Linie. Bei Temperaturen um die 20 Grad kamen 36! Helfer*innen zum "Ankenrod" in Groß-Gerau Nord und halfen mit, 60 heimische Hecken in die Erde zu bringen und zusätzlich einen Gießrand anzulegen. Mit Blick auf die freiwilligen Helfer war das ein neuer Rekord! Ein gutes Zeichen für den Umweltschutz in GG:)
Außerdem werden die neuen Hecken die hiesige Insektenpopulation stärken, wenn sie den nächsten trockenen Sommer unbeschadet überstehen.
Weitere Arbeitseinsätze folgten. Unter anderem wurde das Fundament für eine neue Schautafel über Streuobstwiesen gelegt und neue Weideflächen für die Galloway Rinder von Helko und Bettina in den Bruchwiesen umzäunt.

Arbeitseinsatz  im  Ankenrod mit 36 Helfern. Foto: Martina Polensky

Letzten Monat habe ich euch ja von der aufwendigen Kontrolle und Reinigung von Vogelnistkästen erzählt. Nun das wurde jetzt nochmal getoppt. In Walldorf mussten die vom NABU aufgehängten Schwalbennistkästen gereinigt werden.
Da sich diese jedoch meist direkt unter der Dachkante befinden, ist ein Hubwagen für die Kontrolle nötig. Überraschenderweise hat mir die Arbeit auf dem Hubwagen trotz meiner ausgeprägten Höhenangst viel Spaß gemacht. Außerdem war die Kontrolle ein voller Erfolg. Mehr belegte Schwalbenkästen, als letztes Jahr!

 

 

Schwalbennistkastenkontrolle mit dem Hubwagen.

Neben dem aktiven Umweltschutz war ich auch auf dem Instagram Account der Ortsgruppe und des Kreises nicht ganz untätig. Nach meinem Social-Media Projekt "Umweltschutz zum Selbermachen" musste was Neues her. Da der Kreis GG für seine einzigartige Artenvielfalt weithin bekannt ist und auch die ein oder andere Art beherbergt, die in anderen Regionen Deutschlands gar nicht oder sehr selten vorkommt, wollte ich den Fokus diesmal auf unsere Natur legen. Und genauso heißt auch mein neues Projekt. In "Unsere Natur" wird wöchentlich eine Art vorgestellt, für die unsere Region eine ganz besondere Verantwortung hat. Bis jetzt wurden der Kiebitz und natürlich der Weißstorch, Charaktervogel des NABU, vorgestellt. Der Kreis GG ist nämlich das Zuhause für die Hälfte aller hessischen Störche. Schaut hier gerne mal vorbei, wenn ihr noch mehr erfahren wollt.
Mein persönliches Highlight war aber mein erster richtiger Fernsehdreh im „Nassen Tal“ in Walldorf. Zum Thema Winterfütterung von Vögeln drehte der HR für die Sendung Hallo Hessen einen dreiminütigen Beitrag samt Kochanleitung für selbstgemachte Maisenknödel. Vor der Kamera meine Kollegin Ruth Ortwein und ich.

Auch wenn meine Aufgaben bloß darin bestanden umzurühren und übertrieben zu nicken und zu lächeln, hat mir der Dreh viel Spaß gemacht und war eine Erfahrung, die ich so schnell sicher nicht vergessen werde.

 

 

Das HR-Team, Ruth und ich.

Nach diesem ereignisreichen Monat wird der Dezember wohl nun tatsächlich ruhiger.

Aber keine Sorge, auch diesen Monat werde ich bestimmt genug erleben, um wieder was zum Erzählen zu haben.

 

Bis dahin wünsche ich euch eine friedvolle Adventszeit, frohe Weihnachten und jetzt schonmal einen guten Rutsch ins neue Jahr:)
  


Oktober, Wo man gern mal in die Röhre schaut...

In den letzten 3 Wochen meines FÖJ’s habe ich Vieles erleben dürfen. Es wurden Teiche freigeschnitten,

Hütten gestrichen, Äcker bepflanzt, Feste gefeiert und vieles mehr.

Eine ganz besondere Erfahrung für mich war die Vogelnistkastenkontrolle in Walldorf. Das ist eine dieser

Arbeiten, von denen man gar nicht weiß, dass sie gemacht werden müssen und wie viel Arbeit eigentlich

in ihnen steckt – bis man sie mal selbst gemacht hat. Es sind genau diese Erlebnisse, die meinen Respekt

vor der ehrenamtlichen Arbeit der NABU-Aktiven von Tag zu Tag steigern.

Bis zum Ende des Winters müssen alle Nistkästen kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden, bevor die Brutzeit wieder beginnt. Wir reden hier jedoch nicht von 20 Kästen auf Schulterhöhe, die vom Waldweg aus leicht zu erreichen sind. Bei unserer Kontrolle haben wir an einem Tag circa 50 Kästen kontrolliert, was nur einen

kleinen Teil aller Kästen ausmacht. Allein in Walldorf, wohlgemerkt. Zudem sind die Kästen meist nur mit

einer Leiter zu erreichen und verstecken sich häufig hinter einer schier unpassierbaren Wand aus

Brombeersträuchern. Wenn man sich dann jedoch zu einem Kasten durchgeschlagen hat, zeigt sich der

unwiderstehliche Reiz dieser Arbeit: Man weiß nie, ob man gleich von den zwei großen,

schimmernden Augen eines Gartenschläfers verwirrt aus dem geöffneten Kasten angeblinzelt wird, der

Nistplatz von einem dumpf summenden Hornissenvolk in Beschlag genommen wurde oder ein

verlassenes Meisennest samt unausgebrütetem Ei den Kastenboden bedeckt. Die Kontrolle jedes

einzelnen Kastens verspricht somit Spannung und macht aus der scheinbar mühsamen Arbeit eine

interessante und unterhaltsame Erfahrung.

Nistkastenkontrolle auf dem Walldorfer Friedhof.

Vogelnest mit unausgebrütetem Ei.


Ein weiteres tolles Erlebnis war der Dreh des Hessischen Rundfunks in Büttelborn. Ein dreiminütiger

Beitrag über das Bruchwiesenprojekt sollte noch am selben Tag um kurz nach sieben in „alle wetter“

gesendet werden, weshalb Eile geboten war. Natürlich war der Büttelborner Bieber ein Thema des

Drehs, im Mittelpunkt des Beitrags standen jedoch die zotteligen Galloway Rinder, die die Bruchwiesen

bevölkern. Die Beweidung durch die Rinder tut der Landschaft sichtlich gut und fördert zudem die

Artenvielfalt. Auch über den 5000 Euro schweren Gewinn des Bruchwiesen-Projektes bei der

Umweltlotterie wurde gesprochen. Der NABU will hiervon weitere Flächen der Bruchwiesen erwerben,

um die Natur zu schützen und zu pflegen. Außerdem kann ich endlich von mir behaupten, dass ich schon

mal im Fernsehen war (wenn auch nur für zehn Sekunden).

Der Kreisvorsitzende Bernd Petri war natürlich auch mit von der Partie.

Projektleiter Stefan Leimbach vor der Kamera.


Auf den Social-Media-Kanälen des NABU Groß-Gerau war ich in letzter Zeit auch nicht ganz untätig. In

den vergangenen vier Wochen habe ich wöchentlich einen Beitrag zu Umweltschutzthemen auf

Instagram als Grafik und auf der Homepage als Artikel veröffentlicht. Die Reihe „Umweltschutz zum

Selbermachen“ soll den Umweltschutz direkt in die vier Wände der Leser und NABU-Mitglieder bringen

und mit einfachen, aber effektiven Tipps zum selbstständigen Naturschutz motivieren. Dabei drehen sich

die Beiträge um die Themen Energie, Garten, Konsum und Emissionen. Themen mit zentraler Bedeutung

für den Umwelt- und Klimaschutz weltweit.

Langsam habe ich das Gefühl, auch etwas zum Umweltschutz in dieser Region beizutragen, und ich

beginne zu verstehen, warum die vielen ehrenamtlichen Mitglieder des NABU diese riesige Menge an

Engagement und Bereitschaft aufbringen, um den Umweltschutz am Leben zu halten und

weiterzubringen. Ich freue mich auf den November als Naturschutzmacher beim NABU Groß-Gerau und

hoffe, dass ihr viel Spaß beim Lesen hattet:)


September, Lieber die Eule in der Hand...

Nachdem ich die letzte Woche auf dem FÖJ-Seminar in Bad Homburg verbrachte, konnte ich diese Woche wieder vor Ort mit anpacken – und das gleich bei einem Highlight. Nistkastenkontrolle in Riedstadt und Umgebung stand auf dem Plan. Ehrlich gesagt habe ich mich noch nie wirklich intensiv mit Eulen beschäftigt, weshalb ich mich sehr auf diese neue Erfahrung freute. Und ich wurde nicht enttäuscht. Neben vielen, vielen Informationen über die Eulen der Region durfte ich schließlich zum ersten Mal ein solches Exemplar streicheln (weicher als Daunenkissen).

Foto: Malte Korbach / NABU

Foto: Malte Korbach / NABU


Ein Thema der Exkursion waren auch die zahlreichen Gefahren, denen Steinkauz und Co. ausgesetzt sind, wobei hier die Gefahr aus der Luft durch Greifvögel keine besonders große Rolle spielt, da sich die hier lebenden Jäger der Luft, wie beispielsweise der Turmfalke, eher auf kleinere Beute spezialisiert haben. Die Gefahr von unten ist deutlich höher. In ihren Nestern sind sie gefundenes Fressen für Marder, weshalb die vom NABU aufgehängten Kästen und Röhren eine Vorrichtung besitzen, welche es den Mardern unmöglich macht, in die Nester zu gelangen.

Foto: Malte Korbach / NABU

Foto: Malte Korbach / NABU


Ein sehr informativer und spannender Tag. Die Eulen werden mich so schnell nicht los.


September, Zwischen "Drecksarbeit" und süßen Äpfeln

Nachdem ich mich an meinem ersten Tag erstmal mit Arbeitslaptop und -handy vertraut gemacht hatte, ging es am Freitag auch schon direkt richtig los: Landschaftspflege im „Nassen Tal“ in Möhrfelden-Walldorf zusammen mit Ruth Ortwein, welche sich seit Jahren aufopferungsvoll um das Gebiet und seine Bewohner kümmert und es sogar hin und wieder vor grilllustigen Teenagern verteidigen muss.

Das Highlight des Tages war zweifellos die Entschlammung des Teiches - "Drecksarbeit" im wahrsten Sinne des Wortes - und die damit einhergehende Entdeckung des ein oder anderen sonderbaren Gegenstandes, welcher aus den Tiefen des Schlammes ans Tageslicht befördert wurde.

Zudem wurden Baumstämme zersägt, geschleppt und eingesetzt und ich erfuhr vom „Ameisenlöwen“, einem mir bislang unbekannten und seltenen Tier, an dem der Name erstaunlicherweise noch am uninteressantesten erscheint, wenn man sich genauer informiert und welches im „Nassen Tal“ beheimatet ist. 

Wer genaueres über dieses Tier erfahren will: Hier ein Artikel vom NABU.

Bild: Ruth Orthwein / NABU

Bild: Ruth Orthwein / NABU



Nach diesem anstrengenden aber auch aufschlussreichen und spannenden Tag hieß es am Samstag Äpfel ernten. Dazu versammelten sich die freiwilligen Helfer bei strömendem Regen auf einer Obstwiese. Dank der großen Anzahl an Helfern und des aufklarenden Wetters war die Arbeit nach knapp zwei Stunden erledigt und 12 große, mit Äpfeln gefüllte Säcke traten ihre Reise in die nahegelegene Kelterei Hartmann an, wo sie zu ca. 250 Litern Bio-Apfelsaft verarbeitet wurden.

 

 Die ersten Tage waren also bereits sehr ereignisreich und ich freue mich auf unzählige weitere spannende Tage beim NABU Groß-Gerau.